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UNTER WELT | zurück zu Ausstellungen

 

Mit Felix Burger, Flow Defoe, Daniel Door, Manuel Haible, Abbé Libansky, Ann-Sofì Sidén, Clea Stracke & Verena Seibt, Georg Werner, Thomas Woll, Heiko Wommelsdorf

Kuratiert von Verena Seibt und Clea Stracke.

16. Dezember 2011 – 28. Januar 2012, MaximiliansForum. Passage für interdisziplinäre Kunst, München

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Download Dokumentation (PDF, 6 MB) | Website MaximiliansForum

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Besprechung:
ART (Onlineausgabe), Tipp der Woche, KW 50

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Einige Meter unterhalb der Häuser und Straßen und Plätze beginnt das andere Leben. Die Welt oben dringt nur gedämpft und gefiltert hierhin: als blasser Lichtstrahl, der durch irgendeine Ritze tropft, als leises Verkehrsrauschen, das von weit in die Stille geweht wird.

Die urbane Unterwelt ist das unsichtbare Herz der Stadt, funktionale Versorgungsstation, durchzogen von Infrastruktur, von Nützlichem, Notwendigem. Aber sie ist auch ein Depot, ein Speicher, ein Durchgangsort für Abgespaltenes, Ausgeschiedenes, Abgeheftetes und Eingemachtes: ein Ort der Konservierung; ein Ort der Ablagerung – ein archäologischer Ort; ein Ort für das, was brauchbar scheint, aber vorerst nicht benötigt wird – oder das, was noch einmal gefährlich werden könnte, aber anders nicht zu verarbeiten ist. Ein Ort für Phantasien und Ängste. Ein mystischer und fremder Ort.

Für die Ausstellung UNTER WELT wird das unterirdisch gelegene MaximiliansForum vom weißgetünchten Ausstellungsraum zu dem, was es vielleicht einmal war oder eigentlich ist – oder sein kann.

Die Ausstellung ist 24 Stunden einsehbar. Geöffnet: je 1 Stunde vor den Veranstaltungen. 

In Zusammenarbeit mit der Otto-Falckenberg-Schule und dem Tschechischen Zentrum München


Rahmenprogramm

Hunde im Palast – eine Einführung in die UNTER WELT. Inszenierung in situ von Elisabeth Krause mit Katharina Heudorfer und Bettina Wiehler // Wie kommt der Maulwurf in den Untergrund? Hias Wrba // My Underground – Ein Familienalbum. Abbé Libansky, Vortrag und Gesprächsrunde // Hector Umbra, eine Inszenierung von Florian Fischer

 

Thomas Woll: Orbitale Hülle 2
Rauminstallation

Thomas Woll (Düsseldorf) greift mit seinen Installationen in die vorgefundene Architektur des Ausstellungsraumes ein. Die einfachen Strukturen eines ‚White Cube‘, weiße, glatte Wände, rechtwinklige Räume und möglichst neutrales, gleichmäßiges Licht: das alles verschwindet. Neue Formen erscheinen, technoid, aus Beton und Holz oder industriell gefertigten Materialien. Alles scheint einen Zweck zu haben – Wolls neu geschaffener Raum behauptet Wirklichkeit, machtvoll und unzweifelhaft. (Kai Brückner) 

 

Georg Werner, Manuel Haible, Heiko Wommelsdorf: Klanglumineszenz
Rauminstallation

Die Klangkünstler machen Leuchtstoffröhren zu Instrumenten: Aus dem Flackern der Neonröhren entstehen visuell und akustisch komplexe Muster und Rhythmen, welche für die Kohärenz von Hören und Sehen sensibilisieren.

 

Clea Stracke & Verena Seibt: Unterwelt
Video HD, 8:50 min. (2009)

Durch graue Erdschichten gräbt sich die Kamera in eine labyrinthische Dämmerzone aus Gängen, Schächten, Gewölben, die wie adriges Wurzelwerk die Stadt unterhöhlen. Dazwischen vereinzelt menschliche Spuren, Zeichen der Abwesenheit. Die Zeit der Dinge unter Tage scheint angehalten; nur manchmal weckt sie ein Schatten, ein Wispern.

 

Ann-Sofi Sidén: QM, I Think I Call Her QM
35mm- Film auf Video, 28 min. (1997), Leihgabe der Sammlung Goetz

Die Figur der QM – Queen of Mud – kann als das Alter Ego der paranoiden Psychiaterin Ruth Fielding verstanden werden, welches sie vergeblich zum Verschwinden bringen will, das aber wie ein Golem zurückkehrt. Im Gegensatz zu den mythischen, vorchristlichen Frauenfiguren, die besonders in den 70er-Jahren von feministischen Künstlerinnen „gerufen“ wurden, ist die QM keine muttergottheitliche Wohltäterin. Sie ist ein Alien und sowohl in vorgeschichtlicher Zeit als auch in Zukunftsutopien wurzelnd.

 

Felix Burger: Schliersee – eine Parthie im bayerischen Hochlande
Video HD, 9:42 min., Vitrinen, Mixed Media (2011)

Fiktive Dokumentation über den Bau eines Vergnügungsparks in einer begehbaren Rauminstallation mit Fotos, Zeichnungen, Modellen, Plänen und einem Video: In einer unterirdischen Halle errichten polnische Gastarbeiter (alle maskiert mit Burgers Konterfei) ein künstliches Abbild SEINER Heimat. Die Struktur des Schlierseer Voralpenlandes wurde aus Kunststoff nachgegossen, ein riesiges Lithogemälde von Jospeh Anton Kochs Schmadribachfall strahlt über die Kulisse des Elternhauses. Das Aufstellen des Mondes in Form einer 650 Watt-Glühbirne wird mit der Beschallung der großen Halle durch Wagners Lohengrin-Ouvertüre synchronisiert.

 

Daniel Door und Flow Defoe: 98 Hz Orakel
Soundinstallation

Daniel Door und Flow Defoe untersuchen die akustischen Prozesse der Deckenkonstruktion. Die Betondecke des MaximiliansForums ist der tragende Boden für die darüberliegende Straßenverkehrskreuzung des Altstadtrings. Die Hektik der Oberfläche wird größtenteils von der Decke absorbiert, nur Ereignisse von besonderer Wucht finden eine Resonanz in der Unterwelt.