Kunst wird dort zeitgenössisch, wo sie aktuelle Diskurse absorbiert und in ästhetische Form bringt. Wir wollen dies mit Projekten greifbar machen, in denen die forschende Auseinandersetzung mit dem künstlerischen Material im Mittelpunkt steht: dieses Material kann die Gesellschaft sein, das Individuum oder die Kunst selbst.
ARBEIT
AM SOZIALEN
Kunst besitzt das Potential, sich kritisch, fragend, zweifelnd auf gesellschaftliche Verhältnisse einzulassen. Im besten Fall ändert sie durch ihre Beobachtung der Welt auch die Weltwahrnehmung des Kunstbetrachters – und wird so zu einer politischen Macht. Es ist jedoch zu kurz gegriffen, wenn Kunst nur die Slogans austauscht, die dahinter herrschenden Mechanismen aber unangetastet lässt. Gegen die Zumutungen des vermeintlich gesunden Menschenverstandes, der ökonomischen Rationalität, der zweckhaften Strömlinienförmigkeit ist die formale Kraft einer Kunst zu stellen, deren Widerstand sich im Entwurf einer alternativen Art des Denkens und des Sehens konkretisiert. Gerade das Nichtbelehrende, Doppelbödige, Uneindeutige, Unabgeschlossene, auch das Kaputte, Unbrauchbare, Fragile bietet eine Gegenposition – und eine genuin ästhetische Zeitdiagnose.
Arbeit am Sozialen meint für uns Projekte, die sich mit zeitgenössischen Problemlagen auseinandersetzen, die wir für dringend halten. Nicht gemeint ist damit die Erwartbarkeit politisch korrekter Betroffenheits- oder Empörungsgesten. Was wir suchen, sind überraschende Bilder, bitterernste und verstörende genauso wie komische, absurde oder poetische. Nur Kunst, die unmittelbar berührt, kann zugleich als politische und soziale Praxis funktionieren.
ARBEIT
AN DER HEIMAT
Heimaten können reale Orte sein, erinnerte Orte in der Zeit, aber auch erfundene Orte, Vorstellungs- und Wunschorte, Innenwelten, fiktive Biographien.
Arbeit an der Heimat sind für uns alle Vorstöße in die eigene Vergangenheit, den eigenen Körper, das eigene Ich, der Blick in intime Gefühle, Hoffnungen oder Ängste: tatsächliche oder fiktionale Probebohrungen in psychische Räume, aus denen heraus der Künstler seine Welt begreift. Uns interessieren Künstler, die ihr Werk stark an die eigene Person binden und dabei einen authentischen Standpunkt markieren, den der Betrachter nicht nur als singulären Fall, sondern auch als exemplarischen Entwurf erleben kann, der ihn selbst betrifft: als Vorschlag, als Warnung, als Spiegel.
ARBEIT
AN DER FORM
Der spezifische Beitrag, den die Kunst zur Gesellschaft leistet, besteht im Aufbau einer eigenen ästhetischen Wirklichkeit, die im alternativen Formgebrauch Distanz zum Alltag einrichtet. Kunst als Kunst in ihrem Eigen-Sinn
ernstzunehmen, bedeutet immer: auf Form zu achten und sie zur Geltung zu bringen.
Arbeit an der Form bezeichnet also Erkundungen an der Innenseite der Kunst, die Fragen nach den Bedingungen ästhetischer Erfahrung, des sinnlichen Weltzugangs oder der Produktion, Manipulation und Rezeption von Bildern aufwerfen.
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